Kreisverband Imker Forchheim e.V.

Informations- und Schulungszentrum der Imkerei
im Landkreis Forchheim / Fränkische Schweiz

Förderantrag bei der Zukunftsstiftung der Sparkasse Forchheim hatte Erfolg

Zu Jahresende bittet die Zukunftsstiftung der Sparkasse Forchheim ausgewählte Projektträger zur Übergabe eines Unterstützungsbetrages für förderbare Projekte, die vom Stiftungsvorstand der Sparkasse ausgewählt werden. Der Kreisverband Imker Forchheim e.V. war dabei. Das eingereichte Projekt „Natürliche Bienenhaltung – Insekten- und Bienensterben begegnen“ fand Anerkennung und Zustimmung. Wolf-Dietrich Schröber, 1. Vorsitzender des Kreisverbandes Imker Forchheim e.V., nahm die Auszeichnung entgegen und freute sich über den hohen Zuwendungsbetrag.

Im geeigneten Rahmen mit Empfang aller Preisträger durch den Sparkassen- und Stiftungsvorstand konnte Schröber das Projekt erläutern. Die Zuhörer waren begeistert und gratulierten. Hinter dem Projekt, welches über mehrere Jahre läuft, steht der gesamte Vorstand des Kreisverbandes und insbesondere die Initiatorin Dr. Eva Wolter-Roessler, Beirätin für Frauen und Alternativ-Imkerei. Sie war leider verhindert, so dass Schröber die Auszeichnung entgegennahm.

Im Folgenden wird der Antrag wiedergegeben:

„Im letzten Jahr ist durch das Volksbegehren Artenvielfalt – Rettet die Bienen der Fokus auf Alternativen zur herkömmlichen Landwirtschaft und damit auch auf Alternativen in der Bienenhaltung gelegt worden. Unser Vorteil als Verband ist, dass wir von der Imkerei nicht leben müssen und somit Verfahrensweisen und Alternativen ausprobieren können ohne den Honigertrag im Vordergrund zu sehen. Wir sehen folgende Themenfelder, welche zu untersuchen sind.

Bienenwohnungen / Beutensysteme

Ursprünglich lebten Bienenvölker in Baumhöhlen. Der bekannte Bienenforscher Seeley hat die Größe und Beschaffenheit von solchen Bienenbehausungen im Detail erforscht. Seine Forschungsergebnisse hat er in einem hochinteressanten Buch zusammengefasst, welches auch für Nicht-Imker sehr spannend zu lesen ist (Thomas Seeley, Bienendemokratie). Die mittelalterlichen Zeidler suchten im Wald nach Bienen in Baumhöhlen um dort Wachs und Honig zu ernten. Durch die damalige Erntemethode wurden allerdings in den meisten Fällen die Bienenwohnungen und damit auch die Bienenvölker zerstört. In der weiteren Entwicklung der Imkerei setzte sich der Gebrauch von Bienenkörben durch.

Die Bienenkörbe konnten vom Imker mehrfach genutzt werden und die Bienenvölker wurden bei der Wachs- und Honigernte verschont. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden die sogenannten „Beuten“ erfunden, die eine weitere Vereinfachung in der Imkerei darstellte. In den Beuten („Holzkisten“) sitzen die Bienen auf mehreren Holz-Rähmchen, die aus der Beute einzeln entnommen werden können. Dies vereinfacht wiederum die Pflege der Bienen und die Honigernte. Konnte im Bienenkorb der Honig nur gemeinsam mit der Wabe entnommen werden (der Honig wurde dann z.B. durch Pressen aus der Wabe gewonnen), so können jetzt die einzelnen Rähmchen geschleudert werden. Dadurch kann die Wabe erhalten werden und den Bienen zur weiteren Verwendung wieder in den Bienenstock zurück gehängt werden.

Es gibt unzählige Beutenarten – jeder „Erfinder“ hat seine eigenen Vorstellungen über Abmessungen und Konstruktionsvorteile der jeweiligen Modellart. Auch über die Materialart (Holz und Holzart oder Kunststoff) gibt es unzählige Überlegungen und Abhandlungen. Die verschiedenen Beutenarten sind untereinander meistens nicht kompatibel, so dass jeder Imker „seinen“ Beutentyp hat. Neuere Entwicklungen orientieren sich jetzt wieder mehr an der ursprünglichen Form einer Bienenwohnung im hohlen Baumstamm – die Kugelform und die ursprüngliche Form des Baumstammes. In diesem Teil des Projektes wollen wir die einzelnen alternativen Beutenarten (Bienenkugel, Trogbeute, Bienenkiste, Warre-Beute) erwerben und dann miteinander vergleichen um Vor- und Nachteile für den Imker herauszufinden.

Schwarm-Einfangung

Die natürliche Vermehrungsform der Biene ist das Schwärmen. Die moderne Imkerei versucht das Schwärmen durch verschiedenste Maßnahmen zu verhindern, da ein Schwarm immer einen Verlust an Bienen und Honig mit sich bringt. Außerdem ist das Einfangen von Bienenschwärmen je nach Höhe mit großer Mühe und Verletzungsgefahr verbunden. Nicht einzufangende Bienenschwärme sind nicht überlebensfähig. Daher wären Alternativen wünschenswert. Die hier zu untersuchende Idee bezieht sich ebenfalls auf den Bienenforscher Thomas Seeley. Dieser hat die Größe und Beschaffenheit von Bienenbehausungen berechnet und untersucht. Unsere Idee besteht in der Anfertigung von neuen Bienenwohnungen in optimaler Lage und Größe in der Nähe der bisherigen Bienenstände, wo dann die Schwärme natürlicherweise einziehen können und somit dann vom Imker weiter gefahrlos und optimal betreut werden können.

Milbenbekämpfung

Eines der größten Probleme der modernen Imkerei ist die Durchseuchung der Bienenvölker mit der Varroa-Milbe, die in den 1970er-Jahren aus Asien nach Europa eingeschleppt wurde. Die Milbe schädigt einerseits die Bienenbrut und trägt auch zu viralen Erkrankungen der Bienen bei. Die derzeit gängige Behandlungsmethode besteht aus der Applikation von verschiedenen Säuren. Dies ist aber in der Summe auch für die Honigbiene und auch für den Honig nicht ohne Folgen. Alternative Methoden zur Milben-Behandlung sind die Bienensauna und der Varroa-Killer-Sound. In diesem Teilprojekt sollen diese Methoden mit den herkömmlichen Methoden verglichen werden.

Standortwahl

Es gibt Hinweise, dass Bienenvölker sich unterschiedlich entwickeln, obwohl diese eng aneinander am selben Standort stehen. Standortbestimmung mittels Wünschelrute ist eine Möglichkeit, den Standort nach bestimmten Regeln und Vorgaben zu optimieren.

Arbeitsweise am Bienenvolk

Aus Erfahrung kennt der Imker bestimmte Wetterlagen, die zur Arbeit an den Bienen nicht geeignet sind. In der Literatur finden sich im anthroposophischen Kontext Anleitungen zur Arbeit mit und an den Bienen unter Berücksichtigung des phänologischen Kalenders und des Mond-Kalenders. Der phänologische Kalender gliedert das Jahr nicht in vier, sondern in zehn Jahreszeiten. Phänologie beobachtet die Erscheinung der Natur über das Jahr hinweg. Jeder Jahreszeit sind Pflanzen zugeordnet, die mit ihren Blüten oder anderen charakteristischen Merkmalen Beginn und Ende der entsprechenden Jahreszeit anzeigen. Der Mondkalender beruht auf tausendjährlichen Erfahrungen des Jahresablaufes unter Berücksichtigung des Mondes und der Sterne und die Auswirkungen auf Mensch und Natur. In diesem Teil unseres Projektes wollen wir untersuchen, ob eine Einbeziehung dieser Ideen hilfreich und möglich ist.“

Text: Dr. Michael Wolter-Roessler und Wolf-Dietrich Schröber